Cocktales #1
Plem Plem Productions, 2014
deutschsprachiges Comicheft, 24 Seiten, farbig.
Seit acht Jahren ist der Bamberger Comicverlag Plem Plem Productions im Business und aus dem einstmals „1-Mann-Küchentisch“-Verlag ist mittlerweile eine gut zehn Mann starke Truppe gewachsen. Rund 30 Titel umfasst das Verlagsprogramm und ist so abwechslungsreich in den Genres, wie hochwertig und professionell in den einzelnen Ausführungen.
Im Juni 2014 gesellte sich auch ein „Ab-18 Jahren!“-Titel ins Verlagsregal: Cocktales; zu deutsch “Schwanzgeschichten”. Das 24 Seiten starke Heft wird optisch recht ansprechend (nicht zuletzt dem hervorragenden Titel geschuldet) und technisch ohne Makel präsentiert. Durchgehend farbig und auf gutem Papier gedruckt warten zwei „erotische“ Geschichten auf den Leser.
Leider stehen beide Geschichten optisch im krassen Gegensatz.
Qanya und der Zauberer ist eine kurzweilige Geschichte um eine junge Elfin Qanya (ich sag mal „Elfin“ wegen der großen spitzen Ohren), die kurzerhand von einem riesigen Vogel entführt wird. Die vollbusige Fracht wird nach kurzer Reise vor die Füße eines notgeilen Gnoms abgesetzt, der von der leicht naiven Schönheit unverblümt ein kleines Schäferstündchen einfordert. Unter Androhung von Gewalt willigt die Gute ein. Da wir uns hier im klischeehaften Erotic-Fantasy-Genre bewegen, gleicht die „Vergewaltigung“ eher einem „Halb zog er sie, halb sank sie hin“*-Spiel. Doch zuvor hat der zu klein geratene Zauberer noch mit einem anderen kleinen aber entscheidenden Hindernis zu kämpfen. Die weibliche Spezies aus Qanyas Sippe sind allesamt aus dem Hause „Shemales”. Nach kurzem zögerlichen Überlegen findet der gute Mann jedoch ein Loch das für ihn passt.
Eine weitere Besonderheit der charmanten Geschichte steckt in den letzten drei Seiten. Hier wir der Zeichenstil radikal – in eine Art skizzenhaften Cartoon-Stil – geändert um der humoristischen Note, die sich durch den gesamten Comic zieht, noch einen gehörigen Schub zu verpassen. Eine sehr gute Idee.
Der Comic wurde recht simpel und gefällig als „Fantasy-Sex-Fantasie“ von Christopher Kloiber geschrieben und kann optisch durch die fast malerischen Zeichnungen von Duyu Mind punkten.
Brenda Wilder: Extase am Amazonas ist da leider das genaue Gegenteil. Optisch wie inhaltlich weiß die achtseitige Geschichte nicht recht zu gefallen. Die Zeichnungen von Christopher Kloiber sind uninspiriert, technisch bei Anatomie und Perspektive mit Mängeln behaftet und wirkt eher wie ein Underground-Comic. Zudem vermag die schlichte Geschichte von Johannes Limbrunner den Comic nicht mehr zu retten. Der Versuch ein spannendes, witziges oder erotisches Dschungel-Szenario mit einer weiblichen Indiana Jones Heldin zu kreieren, die bei ihrer Tour ein mannigschwänziges Monster findet, schlägt leider fehl. Da hat der internetaffine Genre-Fan schon deutlich besseres gesehen.
Sollte jedoch das Künstler-Gespann der ersten Geschichte Fortsetzungen planen, hätte man in der Person des Rezensenten auf jeden Fall einen weiteren treuen Leser gefunden.
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